Woher kommt Kaffee?

Jeden Morgen schenkst du dir eine Tasse deines Lieblingskaffees ein, genießt den Duft, den ersten Schluck. Aber hast du dir jemals wirklich gefragt: Woher kommt Kaffee eigentlich? Welche Reise hat diese kleine Kaffeebohne hinter sich, bevor sie bei dir landet?

Die Geschichte des Kaffees ist eine epische Reise über Kontinente, durch Jahrhunderte und Kulturen. Sie beginnt mit einer Legende in Äthiopien und führt uns zu exotischen Anbauregionen auf der ganzen Welt, über komplexe Verarbeitungsprozesse bis hin zur Kunst des Röstens und Brühens, die wir so lieben.

Egal, ob du einfach nur neugierig bist oder dein Wissen als angehender Barista vertiefen möchtest – das Verständnis dafür, woher Kaffee kommt, eröffnet eine ganz neue Perspektive auf dein Lieblingsgetränk. Es hilft dir, die Vielfalt der Aromen besser zu verstehen und die Arbeit und Leidenschaft wertzuschätzen, die in jeder einzelnen Kaffeebohne steckt.

Begleite uns auf dieser spannenden Reise!

Die Legende beginnt: Woher kommt Kaffee ursprünglich?

Wie bei vielen Dingen, die tief in der Geschichte verwurzelt sind, gibt es keine einzige, unwiderlegbare Wahrheit über die Entdeckung des Kaffees. Die bekannteste und wohl charmanteste Geschichte ist eine Legende aus Äthiopien, dem Land, das heute als die Wiege des Kaffees gilt.

Kaldi und die tanzenden Ziegen: Die Äthiopische Legende

Vor langer Zeit, vielleicht im 9. Jahrhundert, lebte in der Region Kaffa im Südwesten Äthiopiens ein Ziegenhirt namens Kaldi. Eines Tages bemerkte er, dass seine Ziegen nach dem Fressen von den roten Beeren eines bestimmten Strauches ungewöhnlich lebhaft waren – sie tanzten und sprangen herum, selbst in der Nacht.

Kaldi war fasziniert und probierte die Beeren selbst. Auch er spürte eine belebende Wirkung. Er erzählte einem nahegelegenen Klosterabt von seiner Entdeckung. Der Abt war zunächst skeptisch und warf die Beeren ins Feuer, da er dachte, sie seien das Werk des Teufels. Doch aus dem Feuer stieg ein herrlicher Duft auf. Neugierig geworden, kratzte der Abt die gerösteten Bohnen aus der Glut, zermahlte sie und übergoss sie mit heißem Wasser. Er trank die so entstandene Flüssigkeit und stellte fest, dass sie ihm half, während der langen Nachtgebete wach zu bleiben.

So verbreitete sich das Wissen um die belebende Wirkung der geheimnisvollen Beeren von Kloster zu Kloster, von Äthiopien aus in die Welt. Ob die Geschichte wahr ist oder nicht, sie verortet den Ursprung des Kaffees glaubhaft in Äthiopien.

Wusstest du schon? Der Name „Kaffee“ könnte tatsächlich von der äthiopischen Region „Kaffa“ abgeleitet sein.

Von Äthiopien in die Welt: Die Ausbreitung des Kaffees

Die Verbreitung des Kaffees aus Äthiopien ist eine Geschichte des Handels, der Kultur und manchmal auch des Diebstahls.

Arabien: Die Geburt der Kaffeekultur

Von Äthiopien gelangte der Kaffee über das Rote Meer auf die Arabische Halbinsel, insbesondere in das heutige Jemen. Hier wurde Kaffee systematisch angebaut und weiterentwickelt. Im 15. Jahrhundert war Mokka (Al-Mukha) im Jemen ein bedeutendes Handelszentrum für Kaffee. Die Araber hüteten das Geheimnis des Kaffeeanbaus eifersüchtig und erlaubten den Export nur von gerösteten Bohnen oder aufgebrühten Getränken, um eine Aussaat anderswo zu verhindern. Dies war die Geburtsstunde der Kaffeekultur, mit den ersten Kaffeehäusern als Orte der Begegnung und des Gedankenaustauschs.

Das Osmanische Reich: Kaffee erobert den Nahen Osten

Vom Jemen breitete sich der Kaffee im 16. Jahrhundert im gesamten Osmanischen Reich aus, von Kairo bis Istanbul. Die türkische Kaffeekultur entwickelte sich, mit dem Mokka als starkem, fein gemahlenen Kaffee, der oft mit Zucker und Kardamom aufgekocht wird. Kaffeehäuser wurden zu wichtigen sozialen und politischen Treffpunkten.

Europa entdeckt den Kaffee: Vom Misstrauen zum Kultgetränk

Im 17. Jahrhundert erreichte der Kaffee Europa, zunächst über Venedig. Anfangs misstrauten einige dem „bitteren Gebräu des Islam“, doch der Papst Clemens VIII. soll nach dem Probieren den Kaffee gesegnet und für Christen zugänglich gemacht haben. Schnell entstanden in großen Städten wie Venedig, London, Paris und Amsterdam die ersten Kaffeehäuser, die zu Zentren der Aufklärung und des Handels wurden.

Kaffee erreicht die Neue Welt: Plantagen in Lateinamerika

Die Nachfrage in Europa stieg rasant. Um die arabische Monopolstellung zu brechen, versuchten europäische Mächte, Kaffeepflanzen zu schmuggeln und in ihren Kolonien anzubauen. Die Legende besagt, dass ein französischer Marineoffizier Anfang des 18. Jahrhunderts einen Setzling von der Insel Réunion (einem französischen Besitz, der Pflanzen von den Niederländern erhalten hatte) nach Martinique brachte. Von dort verbreitete sich der Kaffee über ganz Lateinamerika. Brasilien, heute der größte Kaffeeproduzent der Welt, erhielt seine ersten Setzlinge ebenfalls im 18. Jahrhundert.

Kaffee heute: Eine globale Industrie

Heute wird Kaffee in über 50 Ländern des sogenannten „Kaffeegürtels“ angebaut. Die Kaffeebohne ist eine der wichtigsten Handelswaren der Welt und sichert die Lebensgrundlage von Millionen von Menschen in tropischen und subtropischen Regionen.

Woher kommt Kaffee: Die Kaffeepflanze

Um zu verstehen, woher Kaffee kommt, müssen wir uns die Pflanze selbst ansehen. Die Kaffeebohne, die wir rösten und mahlen, ist eigentlich der Samen der Frucht der Kaffeepflanze (Coffea). Diese Pflanze ist ein Strauch oder kleiner Baum, der zur Familie der Rötegewächse gehört.

Nahaufnahme eines Kaffeebauern, der reife rote Kaffeekirschen von einem üppigen Kaffeebaum pflückt - Woher kommt Kaffee

Coffea Arabica vs. Coffea Canephora (Robusta): Die wichtigsten Arten

Es gibt über 120 verschiedene Arten der Kaffeepflanze, aber zwei dominieren den globalen Markt:

Coffea Arabica (Arabica): 

Macht etwa 60-70% der weltweiten Produktion aus.

    • Wachstum: Wächst in höheren Lagen (oft über 600 m) mit milderen Temperaturen. Ist anfälliger für Krankheiten und Schädlinge.
    • Geschmack: Gilt als aromatischer, komplexer und nuancierter. Hat oft fruchtige, florale, süße Noten und eine höhere Säure. Enthält weniger Koffein.
    • Form der Kaffeebohne: Länglich-oval mit einem geschwungenen Schnitt.
Coffea Canephora (Robusta): 

Macht etwa 30-40% der Produktion aus.

  • Wachstum: Wächst in niedrigeren, heißeren Klimazonen. Ist robuster und widerstandsfähiger gegen Krankheiten.
  • Geschmack: Gilt als kräftiger, erdiger und bitterer. Enthält etwa doppelt so viel Koffein wie Arabica. Wird oft für Espresso-Blends (für Crema und Kick) und Instantkaffee verwendet.
  • Form der Kaffeebohne: Runder mit einem geraden Schnitt.

Die dritte kommerziell relevante, aber viel seltenere Art ist Coffea Liberica.

Lies mehr über dies verschiedenen Kaffeesorten in unserem detaillierten Artikel zu diesem Thema:

Der Kaffeegürtel: Wo die Pflanze wächst

Die Kaffeepflanze benötigt ein spezielles Klima, das feucht-tropisch ist und keine extremen Temperaturen aufweist. Dieses Klima findet sich in einer Region rund um den Äquator, die als Kaffeegürtel bekannt ist. Er erstreckt sich zwischen dem Wendekreis des Krebses und dem Wendekreis des Steinbocks.

Wichtige Anbauregionen im Kaffeegürtel sind:

  • Südamerika: Brasilien (größter Produzent, viel Arabica & Robusta), Kolumbien (bekannt für hochwertige Arabicas), Peru, Ecuador.
  • Mittelamerika & Karibik: Guatemala, Costa Rica, Honduras, Mexiko, Jamaika (Blue Mountain).
  • Afrika: Äthiopien (Ursprungsland, wilde Sorten), Kenia, Tansania, Ruanda (bekannt für fruchtige Arabicas), Uganda (viel Robusta).
  • Asien & Ozeanien: Vietnam (zweitgrößter Produzent, viel Robusta), Indonesien (Sumatra, Java), Indien, Papua-Neuguinea.

Jede Region, manchmal sogar einzelne Farmen, entwickeln einzigartige Geschmacks profile (Terroir) basierend auf Klima, Boden, Höhenlage und Anbaumethoden.

Woher kommt Kaffe: Vom Anbau bis zur Ernte

Kaffee wird typischerweise aus Samen oder Setzlingen gezogen. Es dauert 3-4 Jahre, bis eine Pflanze die ersten Früchte trägt. Die Früchte, sogenannte Kaffeekirschen, reifen in der Regel 6-8 Monate. Reife Kaffeekirschen sind leuchtend rot (manchmal gelb oder violett, je nach Sorte).

Die Ernte erfolgt meist von Hand, da die Kirschen nicht alle gleichzeitig reif werden. Beim „Picking“ pflücken die Arbeiter nur die reifen roten Kirschen. Beim „Stripping“ werden alle Kirschen eines Zweigs auf einmal geerntet, was weniger selektiv ist und oft bei Robusta oder auf Plantagen für Massenproduktion eingesetzt wird.

Die Kaffeebohne entsteht: Verarbeitung nach der Ernte

Nachdem die Kaffeekirschen geerntet wurden, muss die eigentliche Kaffeebohne – der Samen im Inneren – aus der Frucht gelöst und getrocknet werden. Dieser Schritt, die sogenannte Aufbereitung, ist entscheidend für den späteren Geschmack des Kaffees. Die wichtigsten Methoden sind:

1. Trockene Aufbereitung (Natural Process):

  • Die geernteten Kirschen werden ungeschält auf großen Flächen (Beton, Matten, Tische) in der Sonne getrocknet. Die Frucht trocknet um die Bohne herum.
  • Effekt: Verleiht dem Kaffee oft fruchtige, süße und vollmundige Noten, da Aromen aus dem Fruchtfleisch in die Bohne übergehen.
  • Geeignet für: Regionen mit trockenem Klima und wenig Wasser.

2. Nasse Aufbereitung (Washed Process):

  • Das Fruchtfleisch wird maschinell entfernt. Dann werden die Bohnen in Wassertanks fermentiert, um die restlichen Schleimschichten zu lösen. Anschließend werden sie gewaschen und getrocknet.
  • Effekt: Produziert oft einen saubereren, klareren Geschmack mit heller Säure, da weniger Kontakt mit dem Fruchtfleisch besteht.
  • Geeignet für: Regionen mit ausreichend Wasser.

3. Semi-Washed oder Honey Process:

  • Ein Hybrid, bei dem ein Teil des Fruchtfleisches entfernt wird, ein klebriger Schleim („Mucilage“ oder „Honey“) aber auf der Bohne verbleibt und mitgetrocknet wird.
  • Effekt: Geschmacklich oft eine Mischung aus trocken und nass aufbereitetem Kaffee, mit Süße und Körper.

Nach der Aufbereitung haben wir die „Rohkaffeebohne“. Sie ist grün, hat kaum Aroma und ist sehr hart.

Von der Bohne zum Genuss: Die Reise geht weiter

Bevor die Rohkaffeebohne zu dem wird, was wir kennen und lieben, durchläuft sie noch weitere Schritte.

Rösten: Die Transformation der Kaffeebohne

Die Rohkaffeebohne wird bei hohen Temperaturen geröstet. Dieser Prozess verändert die chemische Zusammensetzung der Bohne dramatisch. Zucker karamellisiert, Säuren werden verändert, und die komplexen Aromen, die wir im Kaffee finden, entstehen (Maillard-Reaktion). Die Bohne verliert an Gewicht, gewinnt an Volumen und nimmt ihre typische braune Farbe an. Der Röstgrad (hell, mittel, dunkel) hat einen enormen Einfluss auf den Geschmack.

Handel: Der Weg zum Konsumenten

Nach dem Rösten gelangt die Kaffeebohne über verschiedene Handelswege zum Konsumenten:

  • Commodity-Markt: Die Mehrheit des Kaffees wird als Massenware gehandelt.
  • Fair Trade / Direct Trade: Diese Modelle zielen darauf ab, den Farmern einen gerechteren Preis zu zahlen und nachhaltige Praktiken zu fördern. Bei Direct Trade haben Röster oft direkten Kontakt zu den Farmen, was die Rückverfolgbarkeit und Qualität verbessert und dir mehr Transparenz zeigt, woher Kaffee kommt.

Erst nach all diesen Schritten – vom Anbau über die Ernte, Aufbereitung, den Export, das Rösten und den Handel – landet die Kaffeebohne schließlich bei dir, bereit, gemahlen und aufgebrüht zu werden.

Woher kommt Kaffe (FAQs)

Hier sind Antworten auf einige häufig gestellte Fragen zur Herkunft von Kaffee:

Fragen Antworten
Woher kommt Kaffee ursprünglich? Kaffee kommt ursprünglich aus der Region Kaffa in Äthiopien.
Was ist eine Kaffeebohne?Eine Kaffeebohne ist der Samen der Frucht des Kaffeestrauches (Coffea). Wir rösten und mahlen diesen Samen, um Kaffee zuzubereiten.
In welchen Ländern wächst Kaffee? Kaffee wächst in Ländern rund um den Äquator, im sogenannten Kaffeegürtel. Dazu gehören Länder in Südamerika (z.B. Brasilien, Kolumbien), Mittelamerika, Afrika (z.B. Äthiopien, Kenia) und Asien (z.B. Vietnam, Indonesien).